Ratzeburg - Premiere im Kreis Herzogtum Lauenburg: Als erste Wehr im Kreisgebiet hat die Freiwillige Feuerwehr Ratzeburg am Samstagnachmittag ihr neues Teleskopmastfahrzeug (TMF) in Dienst gestellt. Das TMF ersetzt die 25 Jahre alte Drehleiter. Das Mercedes Econic-Fahrgestell hat 330 PS und ist mit einem Vollautomatikgetriebe ausgestattet. Der Aufbau des Fahrzeuges ist von der Firma Metz / Rosenbauer und die Rettungshöhe beträgt 32 Meter. Die Ausschreibung lief europaweit. Die Kosten des Hubrettungsfahrzeuges betragen 623.000 Euro. Das neue TMF der Feuerwehr Ratzeburg kann für die Brandbekämpfung aber auch zur technischen Hilfeleistung eingesetzt werden.
Foto: © C. Nimtz[/caption] Ratzeburgs Bürgermeister Rainer Voß übergab das Fahrzeug im Beisein von 250 geladenen Gästen an Wehrführer Michael Dawert. Unten ihnen war auch Landrat Dr. Christoph Mager. Begonnen hatte die Übergabe mit einer Schweigeminute zum Gedenken der mindestens 120 Toten des Terroranschlags in Frankreich. Hierzu sagte Bürgermeister Rainer Voß: „In Gedanken sind wir in diesen schweren Stunden nun bei den Hinterbliebenen sowie unseren Freunden in Frankreich". Im Anschluss fuhr der stellvertretende Wehrführer Hauke Tonn das TMF mit Blaulicht und Martinshorn vor. Die Gäste waren sichtlich beeindruckt und applaudierten lautstark. In seiner Rede danke Voß der Wehr für die ständige Einsatzbereitschaft und hohe Motivation. „Auf die Ratzeburger Feuerwehr ist stets und ständig verlas und das zu jeder Uhrzeit sieben Tage die Woche 365 Tage im Jahr", betonte Voß deutlich. Weiter sagte er: „Daher ist die Stadt gemeinsam mit der Politik auch immer bemüht die Wünsche der Feuerwehr zu berücksichtigen umso für eine hohe Sicherheit in unserer Stadt zu sorgen". Das Land förderte die Anschaffung aufgrund der schlechten finanziellen Situation Ratzeburgs mit 400.000 Euro. Vom Kreis gab es einen Zuschuss in Höhe von 100.000 Euro. „Dadurch musste die Stadt „nur noch" 123.000 zuzahlen", so Voß. Zum Abschluss segnete Feuerwehrpastor Jürgen Hensel das Fahrzeug noch. (v.li.) Bürgervorsteher Ottfried Feußner, Wehrführer Michael Dawert und Bürgermeister Rainer Voß machten gleich nach der Übergabe eine Probefahrt im riesigen Rettungskorb. Foto: © C. Nimtz „Bei diversen Vorführungen des TMF haben wir uns von den beeindruckenden Möglichkeiten überzeug und aus diesem Grund hierfür entschlossen", sagte Dawert. „Das TMF sei mit einer sonst üblichen Drehleiter zu vergleichen, aber der Teleskopmast habe noch viele andere Funktionsmöglichkeiten, erklärte Dawert. Es sei nicht nur für die Personenrettung in einem Brandfall geeignet, sondern auch bei Einsätzen der technischen Hilfeleistung oder bei einem Verkehrsunfall. Das Fahrzeug verfügt über mehrere Lastösen. „Das erste Teleskopmastelement kann bis zu 2200 Kilogramm heben", so Dawert weiter. Auch der riesige und sehr geräumige Rettungskorb kann noch zusätzlich mit 500 Kilogramm belastet werden. Zudem ist der Korb auch für die Rettung von Rollstuhlfahren geeignet was mit der bisherigen Drehleiter nicht möglich war. „Unser neues TMF verbessert Sicherheit und Schutz der Ratzeburger Bürger und Unternehmen deutlich", betonte Dawert. Ratzeburgs Bürgervorsteher Ottfried Feußner war einer der ersten, der Ende 2012 von der Übergabe eines solchen Fahrzeuges in Scharbeutz (Kreis Ostholstein) gehört hatte und dachte da gleich an die bevorstehende Ersatzbeschaffung einer Drehleiter seiner Heimatwehr. „Ich habe unseren Bürgermeister sofort über das neu in Dienst gestellte TMF informiert, damit Herr Voß einen Besichtigungstermin absprechen kann", sagte Ottfried Feußner. Dieser erste Termin fand bereits kurz vor Jahresende in Scharbeutz statt. Die Drehleiter der Feuerwehr Ratzeburg ist nun bereits 25 Jahre alt und ist dadurch nicht mehr auf dem Stand der heutigen Technik. Viele Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ratzeburg waren bis zur ersten TMF Vorführung eigentlich Sympathisanten von Drehleitern gewesen und standen einem Teleskopmastfahrzeug eher skeptisch gegenüber. „Diese Einstellung hat sich aber rasend schnell geändert nachdem mal sich mit dem TMF ausrechend beschäftigt und gearbeitet hat", sagte Dawert. Seit Samstagnachmittag (14-11-2015) ist die Feuerwehr Ratzeburg als erste Wehr im Kreis stolzer Besitzer eines Teleskopmastfahrzeuges. 250 Gäste waren bei der feierlichen Übergabe dabei. Foto: © C. Nimtz Zur Ausstattung: Ein TMF ist im Regelfall mit einer sonst üblichen Drehleiter zu vergleichen, aber der TMF hat noch viele andere Funktionsmöglichkeiten. Das Fahrzeug verfügt über eine stufenlose „Waagerecht-Senkrecht-Abstützung" mit Bodendrucküberwachung. Mit einer am ersten Teleskopausleger befindlichen Lastöse kann man bis zu 2.200 kg anheben. Eine weitere Lastöse am drittel Teleskopausleger schafft weitere 1.200 kg. Weiterhin ist das Fahrzeug mit einem sehr großen und geräumigen Korb mit drei Einstiegsmöglichkeiten an der Front- und Rückseite ausgestattet, dieser ist mit bis zu 600 kg belastbar kann oder bis zu fünf Personen bequem Platz bieten. Am Korb befestigt sind auch mehrere Anschlagspunkte, die zur Eigen- oder Absturzsicherung bei Arbeiten auf einem Dach dienen. Mit einer am Korb befindlichen Lastöse kann man ein Gewicht von 400 kg anheben. Die Arbeitshöhe des TMF beträgt 32 Meter. Über ein Knickgelenk im vorderen Mastteil lassen sich auch schwer zu erreichende Stellen ansteuern. Die automatische Rückholfunktion dient dazu, dass der Korbmaschinist per Knopfdruck exakt denselben Weg automatisch zurückfährt, wie er zuvor über die Joysticks hingefahren ist. Auch ein Unterflurbetrieb bis zu sieben Metern ist mit dem TMF möglich, um beispielsweise von einer Brücke herab zu arbeiten. Die Tragenhalterung (bis 250 kg) für sämtliche Tragentypen macht das Fahrzeug zudem für eine eventuelle Personenrettung interessant. Zudem gibt es einen am Korb fest installierten ferngesteuerten Wasserwerfer mit einer Durchflussmenge von 2.000 Litern pro Minute. Eine Farbkamera macht die Brandbekämpfung von oben auch ohne Personalbindung möglich. Das bedeutet, dass der unten sitzende Maschinist vom Hauptbedienstand den Wasserwerfer aus sicherer Entfernung bequem steuern könnte. Die installierten Sprühdüsen am Korb schützen die Kameraden und das Material vor einer möglichen Wärmestrahlung. Der Mast ist zusätzlich auf seiner gesamten Länge von 30 Metern mit einer parallel verlaufenden Aluminium-Rettungsleiter ausgestattet. Zwei fest installierte und ebenfalls parallel verlaufende Zuleitungen für Wasser und Strom sparen nochmals Personal und Zeit und stehen der Korbbesatzung somit sofort zur Verfügung. Eine herunterklappbare Vorbauplattform ermöglicht ein leichteres Arbeiten aus dem Korb und sogar das Einschieben von Rollstühlen. An dem Korb kann auch eine LED Beleuchtungsplatte angebracht werden die für eine großräumige Ausleuchtung von bis zu 5000 Quadratmetern sorgt. Der Korb kann jeweils um 45 Grad nach links und rechts geschwenkt werden, um so eine optimale Positionierung am Objekt zu erreichen. Text: © C. Nimtz