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Großfeuer in Gewerbebetrieb in Mölln

48 / 2004 29.03.2004 14:40

In einem Gewerbebetrieb in der Möllner Waldstadt kam es zu einem Großfeuer.

Großalarm in der Möllner Waldstadt: Nach einer Verpuffung, die durch das Hantieren mit Chemikalien verursacht wurde, kämpften rund 250 Feuerwehrkräfte aus 17 Wehren am Nachmittag des 29. März 2004 gegen die meterhohen Flammen in einer ehemaligen Chemiefabrik an.


„Gegen 14.40 Uhr gab es plötzlich einen riesigen Knall“, so berichtete ein unmittelbarer Nachbar der alten Chenillefabrik: Innerhalb weniger Sekunden schlugen die Flammen meterhoch aus dem Dach der Halle. Überall lagen brennende Trümmer. Ein unter einem Unterstand geparktes Auto brannte lichterloh, Büsche und Bäume wurden vom Feuer erfasst. Mehrere Kaninchen, die in einem kleinen Stallgehege direkt neben der Halle ihre Behausung hatten, kamen durch das Feuer um.


Die Rettungsleitstelle löste sofort Vollalarm für die Freiwillige Feuerwehr Mölln aus: Die zuerst eintreffenden Einsatzkräfte forderten sofort weitere Unterstützung an. Zudem gab es Hinweise, dass hochgiftige Chemikalien vom Feuer angegriffen worden sein sollten. Die Polizei sperrte auf Grund dieser Meldung den Gefahrenbereich weiträumig ab und forderten die Bevölkerung durch Lautsprecher- und Rundfunkansagen zum Schießen von Fenster und Türen auf: Glücklicherweise trieben auf Grund der Windrichtung die Rauchschwaden vom bewohnten Bereich über ein unbesiedeltes Waldgebiet weg: Sie waren noch aus einer Entfernung von mehr als zehn Kilometern zu sehen.

Rund 200 Einsatzkräfte aus insgesamt 17 Freiwilligen Feuerwehren des Kreises konnten nach zirka einer Stunde das Feuer unter Kontrolle bringen und ein weiteres Ausbreiten der Flammen verhindern. Die aus den 17 Wehren resultierenden Gefahrgutzüge Nord und Süd untersuchten die Einsatzstelle nach giftigen Gasen in der Luft. Bei den Chemikalien sollte es sich um Azodicarbonamid gehandelt haben: Dieser Stoff ist bei geringer Erwärmung bereits hoch entzündlich, zudem führt es beim Einatmen zu Reizungen der Atemwege.

Nach Polizeiangaben sollen Mitarbeiter eines Unternehmens sich mit Materialveredelung befasst haben. Beim Benutzen von der Chemikalie kam es dann zur der folgenschweren Verpuffung. Wie durch ein Wunder wurde niemand durch die Explosion verletzt.
Ein Feuerwehrmann und eine Anwohnerin erlitten während der Löscharbeiten leichte Rauchvergiftungen und wurden vom Rettungsdienst versorgt. Der Feuerwehrmann musste ins Krankenhaus gebracht werden. Zwei Rettungswagen und der Möllner Notarzt standen für die Einsatzkräfte in Bereitstellung.

Über die Schadenshöhe und die Rekonstruktion der genauen Brandursache kann die Polizei zur Stunde keine Angaben machen. Die Brandermittler der Ratzeburger Kriminalpolizei können ihre Arbeit erst aufnehmen, wenn die Brandstelle kalt ist.[tm]

Nachtrag vom 23.04.04:

Die Brandursache des Feuers vom 29. März 2004 in der Möllner Chemiefabrik Chenille ist geklärt: Brandsachverständige des Landeskriminalamtes und des Institutes für Schadensforschung aus Kiel konnten ihre Ermittlungen am 22. April ihre Untersuchungen abschließen. Wegen der akuten Einsturzgefahr des Gebäudes waren zuvor keine Feststellungen möglich gewesen.


Während ein Abbruchunternehmen den einsturzgefährdeten Bereich abtrug, begutachteten die Experten die fraglichen Stellen am Brandobjekt: Als Ergebnis der Untersuchung vermerkten sie übereinstimmend, dass das Feuer auf Grund eines technischen Defektes an der Druckpresse entstanden sein dürfte. Das ehemalige Fabrikgebäude wurde als Totalschaden eingestuft. Wegen anstehender Entsorgungskosten und des noch nicht kalkulierten Maschinen- und Gebäudeschadens, konnte eine Schadenshöhe bis heute nicht beziffert werden.[tm]

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