Im Notfall: 112


Robert-Bosch-Str. 1-3, Ratzeburg
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Löschzug Gefahrgut Einsatz auf der A24

83 / 2002 12.08.2002 11:10

Als Mitglied des Löschzuges Gefahrgut rückten Kräfte der FF Ratzeburg zu einem verunfallten LKW auf der A 24 aus.

[Text: M.Meßfeldt, Fotos (4): Timo Jann / Feuerwehr Schwarzenbek]


Es ist 10:30 Uhr, als die Beamten der Autobahnpolizei Talkau zu einem Verkehrsunfall gerufen werden: Ein
in Richtung Hamburg fahrender LKW hatte zwischen den Anschlußstellen Hornbek und Talkau die Kontrolle über sein
Fahrzeug verloren, war seitlich von der Strasse abgekommen und komplett auf die Seite gekippt. Die anfängliche Erleichterung
der Beamten über die unversehrtheit des Fahrers wich schnell einer Sorge um die Ladung. Wie der Fahrer mitteilte, habe er
mehrere Tonnen gefährliche Güter der Klassen drei (brennbarer Feststoff) und acht (ätzend) geladen. Der Kontainer ist
äusserlich unbeschädigt, jedoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass Behälter im inneren Leck geschlagen sind,
deshalb wird der Löschzug Gefahrgut (LZG) des Kreises alarmiert und die Autobahn komplett gesperrt.


Dem Alarmplan für solche Fälle folgend werden zunächst der Kreiswehrführer und die Erkundereinheiten des LZG-Süd aus
Schwarzenbek, Lauenburg und Geesthacht zur Einsatzstelle alarmiert. Diese sollen sich einen Eindruck von der
Einsatzsituation schaffen, damit nicht der komplette Gefahrgutzug eventuell unnütz anrücken muss.




Kreiswehrführung und Polizei stimmen das weitere Vorgehen ab.
Weitere Recherchen zu den geladenen Gefahrstoffen ergeben, dass im Fall eines Austritts höchste Vorsicht
geboten ist und die Einsatzkräfte möglichst in Chemie-Vollschutzanzügen (CSA) vorgehen sollen. Da immer noch nicht
ausgeschlossen werden kann, dass Behälter im Inneren kaputt sind, entschliessen sich der Kreiswehrführer und
sein Stellvertreter, den Kontainer unter der größtmöglichen Sicherheitsstufe öffnen zu lassen. Da für so ein
Vorgehen sehr viel Personal benötigt wird, werden von den Wehren Schwarzenbek, Lauenburg, Geesthacht, Mölln,
Berkenthin und Ratzeburg alle verfügbaren Atemschutz- und CSA-Träger alarmiert.


Nachdem alle Kräfte eingetroffen und die benötigten Ausrüstungen (Brandschutz, Dekontamination ect.) aufgebaut sind,
gehen vier Kameraden vor und öffnen den Kontainer. Dabei müssen sie extreme Vorsicht walten lassen, da einer der
geladenen Stoffe einen Flammpunkt von 13 Grad Celsius hat, er also durch den kleinsten Funken in Brand geraten kann, falls
davon etwas ausgelaufen ist.




Zur Sicherheit rüsten sich Kameraden mit CSA aus und beginnen, den LKW zu öffnen und zu untersuchen


Als der Kontainer geöffnet ist, kommt die erste Entwarnung: anscheinend sind alle Behälter im inneren unbeschädigt und
kein Gefahrstoff ist ausgelaufen. Jedoch ist die Ladung komplett durcheinander gefallen und liegt auf der Seite, so
dass der LKW nicht beladen wieder aufgerichtet werden kann. Alle Behälter müssen einzeln per Hand umgeladen
werden. Als endgültig bestätigt ist, dass keine Stoffe ausgetreten sind, kann dann auch die Autobahn in
Fahrtrichtung Berlin um 14:35 Uhr wieder frei gegeben werden.



Es wurde ein Unternehmen zum Abtransport der Güter zum Einsatzort bestellt, und dann konnte damit begonnen werden, die
Gebinde aus dem LKW zu bergen. Gegen 20:00 Uhr war der LKW entladen und aufgerichtet, der Einsatz somit beendet.


Alles in allem kann man von einem sehr glücklichen Verlauf dieses Unfalles sprechen. Zum einen, da der Fahrer des
LKW vollkommen unverletzt blieb und auch keine Gefahrstoffe ausgelaufen waren. Lediglich die Autofahrer, die die
Autobahn in Richtung Hamburg nutzen wollten, mussten erhebliche Zeitverzögerungen in Kauf nehmen, da die
Umleitungsstrecken hoffnungslos überlastet waren und der Verkehr teilweise zum erliegen kam.


Weniger glücklich verlief ein Zwischenfall ca. 10 Kilometer (aus Richtung Berlin kommend) vor der Einsatzstelle: Ein im
Stau stehender Autofahrer erlitt einen Herzinfarkt und infolge dessen einen Kreislaufstillstand. Ein zufällig
anwesender Sanitäter begann sofort mit der Reanimation, bis der Rettungsdienst eintraf. Der Patient wurde nach erfolgter
Wiederbelebung ins Krankenhaus Mölln gebracht.

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